das nicht geführte Interview
Eine immer wiederkehrende Situation unserer Arbeit ist der Art, dass Menschen ihre eigentlichen Bedürfnisse nicht kennen und ihre eigenen Verpfichtungen nicht anerkennen.
Gerade im Bereich der sog. Inklusion ist dieser Umstand ein nahezu täglich grüßender Begleiter. Doch wie soll sich hier etwas nachhaltig ändern, wenn alle nur Probleme sehen und keine Lösungen formen?
Im letzten Jahr wollten wir ein Interview führen, welches den Weg der Lösungen bevorzugt. Was daraus entstand, war ein seltsam/seltener Einblick in Gedankenwelten, bei einem Interview das nicht geführt wurde.
Tatsachen gibt es nicht, nur Interpretationen. [Friedrich Nietzsche]
Hier nun das nicht geführte Interview mit den nicht interviewten Interviewpartnern_
Frage_
Person A und Person B sind die Namen und die Gesichter hinter Aktion C – Wie lange arbeitet ihr nun schon an diesem Projekt ?
Wir machen Aktion C seit ca. 2013. Inzwischen haben wir aus Aktion C einen XYZ gemacht und sind jetzt dabei unsere Arbeit zu professionalisieren.
Frage_
Was waren bisher die absoluten Ups und Downs ?
Up & Dowms gibt es ja immer. Ein Down war eine Veranstaltung mit Menschen mit Behinderung, relativ am Anfang von Aktion C, bei der wir das erstemal überhaupt festgestellt haben, was für Probleme oder Herausforderungen ein Mensch mit Behinderung haben kann. Wir sind zwar selbst behindert, aber vor dem Start von Aktion C haben wir uns nicht wirklich mit dem Thema Behinderung auseinander gesetzt. Wie naiv wir doch waren!
Ein hoch ist es immer wieder, wenn man das positive Feedback sieht, was wir regelmäßig für unsere Arbeit bekommen. Dafür danken wir den Freunden der Aktion C jeden Tag auf´s neue.
Frage_
Ja, das haben wir beobachtet. Welchen Umfang und geographischen Schwerpunkt haben denn die Freunde der Aktion C und wie setzt sie sich altersmäßig zusammen und was steckt ganz genau als Beweggrund hinter Aktion C ?
Unser Beweggrund ist eindeutig die teilweise gravierende Unwissenheit über das Thema Behinderung in der Gesellschaft.
Frage_
Nun, diese Erkenntnis trifft ja jeden quasi unmittelbar, der sich mit dem Thema nicht nur oberflächlig beschäftigt. Was macht aber Aktion C ganz speziell aus und was macht ihr anders als andere Aktivisten mit diesem Schwerpunkt ?
Ihr thematisiert in den Beiträgen die Situation eurer Gesprächspartner, welche Rolle spielt dabei die genaue Lebens- und Familiensituation und die „reale Beweglichkeit“ im sozialen und beruflichen Umfeld ?
Viele unserer Gesprächspartner sind unzufrieden mit ihrer „realen Beweglichkeit“ im sozialen und beruflichen Umfeld. Aus diesem Grund nutzen sie die Möglichkeit, die wir ihnen als Aktion C bieten. Es ist oft so, dass sie ihre Enttäuschung und ihre Hoffnungen in unseren Gesprächen offen aussprechen. Von daher würden wir sagen, dass ihre genaue Lebens- und Familiensituation eine sehr große Rolle spielt. Aber überzeugt Euch doch einfach selber.
Frage_
Ja, das haben wir! Wie arbeitet Ihr die Hoffnungen und Wünsche aber weiter auf und wie entwickelt ihr Lösungsansätze hierzu? Welchen beruflichen Werdegang habt ihr hinter und was vor euch ? ( Wo seht ihr Euch und Aktion C in 3 Jahren )
Wir sind zwei ausgebildete ABC im DEF die nach längerer Suche Ihre Passion gefunden haben; Aktion C. In drei Jahren ist Aktion C ein starker unabhängiger XYZ mit einem großen Freundeskreis, der mit Hilfe seiner Partner finanziell unabhängig und vor allem authentisch über das Thema Behinderung berichtet.
Frage_
Berichten ist ja eine Sache, verändern bzw. Einfluß nehmen und nehmen können eine ganz Andere. Seht ihr Euch auch in der Rolle eines Treuwalters und Lobbyisten der Wünsche und Interessen eures Freundeskreises ?
Aus unserem Blickwinkel ist die sog. Inklusion eine Sackgasse, weil sie in vielen Lebensbereichen erst einen massiven Unterschied erzeugt, um dann sehr kostenspielige und umständliche Regelungen vorzuschreiben. Wie seht Ihr das wirkliche Verständnis der sog. Inklusion in der Gesellschaft und wie würdet Ihr was anders anpacken?
Inklusion ist ein schwieriges Thema. Ob es eine Sackgasse ist wissen wir nicht, auf jeden Fall ist es eine der größten Herausforderungen für die Gesellschaft, sie umzusetzen. Unserer Meinung nach fängt Inklusion in den Köpfen an und diese sogenannten Köpfe sind fast immer mit sich selbst beschäftigt und in diesen etwas zu ändern wird schwierig, „Was der Bauer nicht kennt, frisst er nicht“, so ungefähr ist es mit dem Thema Behinderung. Da ist noch sehr viel Aufklärungsarbeit in den Köpfen zu leisten um Vorurteile und Ängste abzubauen. Aber da sind wir ja dran! Ach so, wie wäre es eigentlich mit einem Pflichtschulfach was Behinderung oder so ähnlich heißt? Wäre doch ein Anfang.
Frage_
An der Größe der Herausforderung ist was dran, aber kann es nach den vielen Jahren der Konzepte und Projekte um Inklusion wirklich sinnvoll sein, einen Unterschied zu thematisieren, den man eigentlich aufheben will? Es wird vieler Wege bedürfen, die vielen gesellschaftlichen Schichten zu einer natürlich menschlichen und somit aufgeklärten Sicht- und Handlungsweise zu bewegen. Ob Pflichtschulfach oder Quote, am Ende reden wir doch über die Möglichkeit der Entfaltung in und für die Gesellschaft für Jeden und damit ganz klar über fixe Grundrechte nach Grundgesetz und UN BRK.
Wir hatten gemeinsam Gelegenheit in der GHI, den technischen Rahmen von Lebenshilfsmitteln zu erkunden. Hier gab es durchaus Unterschiede zwischen Leben im Alter und Leben mit Behinderung. Was fällt Euch spontan als erstes hierzu ein und wie verändert es evtl. die Anspruchshaltung auf die persönliche Lebensführung von Euch ?
Spontan fällt uns nur dazu ein, dass die technischen Hilfsmittel echt ziemlich kostspielig sind und man es einfach schaffen muss im Leben erfolgreich zu sein, um das man sich später im Alter wenn man wirklich nicht mehr kann den Luxus der Barrierefreiheit leisten kann. Das erzeugt gewaltigen Druck!
Frage_
Oh, das haben wir ganz anders wahr genommen. Ja, es sind auf den ersten Blick teilweise hohe finanzielle Aufwendungen, aber wir reden doch über die Möglichkeit der privaten wie beruflichen Entfaltung nach Grundgesetz und die Beachtung von Würde sowie deren Wahrung. Die Gesellschaft sieht in ihrer Verpflichtung füreinander Aufwendungen ausdrücklich vor und Barrierefreiheit hat viele unterschiedliche Gesichter. Erfolg im Leben könnte doch ebenso bedeuten, seinen Teil im Rahmen der durch Hilfsmittel möglichen Entfaltung in Familie und Beruf leisten zu können und auf die Gesellschaft zählen zu können, so wie die Gesellschaft auch auf den Einzelnen zählen kann und soll.
Das was Ihr beschreibt, stellt für uns den worst case dar. Die Last und Verantwortung liegt auf den Schulern der Schwächsten und die Gesellschaft verwahrt nur noch. Das erzeugt gewaltigen Handlungsdruck auf Ebene des gesellschaftlichen Gleichheitsgedanken !
Darüber sollten wir intensiver reden, hier und jetzt aber vielen Dank für das nicht geführte Gespräch.
Leider kam es nach dem nicht geführten Interview zu keinem nicht geführten Folgegespräch, was uns angestrengt sprachlos werden ließ.
Man kann hierzu viele Bilder malen, aber irgendwie fühlt sich das nach einer erheblichen und grundsätzlichen Kommunikationsstörung an!
Wir werden natürlich weiter daran arbeiten und Lösungen bzw. Lösungsansätze entwickeln. Doch die können nur dann wirken, wenn alle Beteiligten auch wissen was sie wollen wollen!